Einsatzart: | GEF3 / Gefahrguteinsatz groß | ||
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Kurzbeschreibung: | Nr. 038 / Auslaufen Gefahrgut nach Verkehrsunfall (Alarmübung) | ||
Einsatzort: | Selsingen, Haaßeler Kamp | ||
Datum: | 12.04.2012 | ||
Alarmierung um: | 18:26 Uhr | Alarmiert wurde: | 211, 213 |
Einsatzende: | 20:47 Uhr | ||
Eingesetzte Wehren und sonstiges: | FF Zeven,FF Selsingen, FF Anderlingen, FF Haaßel, Gefahrgutzug Landkreis Rotenburg (W.) | ||
Eingesetzte Fahrzeuge: |
Gefahrgutalarm in Selsingen – Feuerwehr übt den Ernstfall
Selsingen (oh). Unfälle mit gefährlichen Gütern gehören zu den schlimmsten Einsätzen für die Feuerwehr, weil von ihnen ein erhebliches Gefahrenpotential ausgeht. Umso wichtiger ist es, dass bei solchen Einsätzen alles reibungslos funktioniert. Um genau das zu gewährleisten, wird dieses worst-case-Szenario regelmäßig geübt. Um die Übungen möglichst realitätsnah abzuhalten, herrscht größte Geheimhaltung, sodass die Einsatzkräfte lange von einem realen Einsatz ausgehen.
Am 12.04.2012 wurde dann um 18.22 Uhr die Selsinger Feuerwehr, sowie die Führung des Gefahrgut- und Umweltschutzzuges alarmiert: Ein Pkw hat im Bereich der Haaßeler Straße in Selsingen einem Gefahrgut-Lkw die Vorfahrt genommen, woraufhin dieser stark bremsen und ausweichen musste. Dabei wurde die unzureichend gesicherte Ladung beschädigt und eine unbekannte, grünliche Flüssigkeit rann von der Ladefläche. Der Lkw war zwar als Gefahrguttransporter mit orangefarbenen Warntafeln gekennzeichnet, jedoch fehlte jeder Hinweis auf die Art der Ladung. Der inzwischen flüchtige Fahrer fiel ebenfalls als Informationsquelle aus, daher war die Lage für die Feuerwehr völlig unklar.
Mittlerweile wurde die Alarmierungskategorie erhöht und die Feuerwehren Haaßel, Zeven und später Anderlingen nachträglich alarmiert. Der Gefahrgut- und Umweltschutzzug wurde nun mit allen Kräften per Vollalarm zur Einsatzstelle beordert.
Der Einsatzleiter traf die richtige Entscheidung und hielt seine Einsatzkräfte zunächst auf Abstand. Ein Atemschutztrupp wurde zur Lageerkundung entsandt und stellte das Auslaufen einer unbekannten Flüssigkeit fest. Schnell wurde ein nahegelegener Regenabfluss mit Sand abgeriegelt, sodass die Flüssigkeit nicht mehr in die Kanalisation ablaufen konnte. Dann rief der Einsatzleiter den Trupp rasch zurück, da die reguläre Schutzkleidung für solche Einsätze keinen ausreichenden Schutz bietet.
Zügig traf nun auch die Verstärkung ein und schnell wurde der Gefahrenbereich abtrassiert und ein Dekontaminationsplatz aufgebaut. Die vorn eingesetzten Kräfte hatten diesen zu durchlaufen, um eine weitere Kontaminationsverschleppung zu vermeiden. An anderer Stelle wurden Feuerwehrleuten Chemikalienschutzanzüge (CSA) angelegt, die einen größtmöglichen Schutz in dieser Situation bieten konnten. Schnell wurde ein CSA-Trupp zum Unfall-Lkw entsandt. Dieser stellte Auffangbehälter unter die Ladefläche und führte Messungen durch, um die Chemikalien zu identifizieren. Bei der anschließenden Betrachtung der Ladefläche wurde ein Durcheinander aus Kartons und Fässern ausgemacht, einige von ihnen waren beschädigt.
Mit Hilfe weiterer CSA-Trupps wurden die Güter schließlich in einzelne Auffangbehälter gestellt und eine weitere Gefährdung wurde so verhindert.
Die besondere Herausforderung bei diesem Einsatz war, dass mehrere Feuerwehren schnell und effektiv zusammenarbeiten mussten. Das ist nicht selbstverständlich, hat aber in diesem Fall hervorragend geklappt, lobt der Leiter des Gefahrgutzuges Torben Wilshusen. Alle waren mit Initiative dabei und alle Zahnräder haben prima ineinander gegriffen. Gerade die kleineren Feuerwehren spielen mit ihrer Tatkraft bei solchen Einsätzen eine wichtige Rolle, unterstreicht Wilshusen, das werde oft unterschätzt. Zudem lobt er ausdrücklich die Übungsleitung, welche die Übung ausgearbeitet und schließlich vorbereitet hat. Für ihn war es sein erster Einsatz als Leiter des Gefahrgutzuges und er freue sich über diese realitätsnahe Darstellung.
Insgesamt waren etwa 80 Einsatzkräfte im Einsatz, die Übung konnte nach etwa zwei Stunden als erfolgreich abgeschlossen bewertet werden.
Der Gefahrgut- und Umweltschutzzug
Der Gefahrgut- und Umweltschutzzug des Landkreises Rotenburg ist eine spezielle Einheit der Feuerwehr. Er besteht aus Mitgliedern verschiedener Ortsfeuerwehren des Landkreises und hat sich auf bestimmte Schadenslagen spezialisiert. Hierzu steht ihm umfangreiches Material zur Verfügung. Bei größeren oder besonderen Schadenslagen werden diese Kräfte alarmiert und stehen dann dem Einsatzleiter des jeweiligen Einsatzes beratend und mit Sonderausstattung zur Verfügung. Stationiert ist der Gefahrgut- und Umweltschutzzug in der Feuerwehrtechnischen Zentrale in Zeven.